Mittwoch, 22. April 2009
Gedankenhonig
Was bleibt sind Bilder, Erinnerungen, die sich eingebrannt haben auf die unsichtbare innere Leinwand, die sie immer wieder, beinahe täglich, wie süsse, leckere Bonbons, betrachtet. Da ist zum Beispiel dieser Blick, der schauen wollte, aber nicht schauen konnte, weil er nicht schauen durfte, tief in ihre Augen, das war nicht Teil der Abmachung: verlieben. Ein Monat war die Abmachung, ein Monat Sex und Zärtlichkeit. Danach Ende. Und jeder in sein altes Leben.
Ja, dieser Mann, der mit dem schlechten Gewissen, der zarte, einfühlsame, fast linkisch schüchterne, wie dieser dann eine Wandlung vollzieht und zu einer coolen Sau wird. Wie er ihren Haarschopf greift und sie nach unten zwingt, machtvoll dirigierend. Sie soll ihn lutschen. Ja und sie wird ihn lutschen. Wird ihm zu Willen sein und verschwinden im Rausch des Überwältigtwerdens.
Sie steht auf coole Säue.
Und dann der Geruch. Der Geruch, der sie eingewickelt hat, wie ein seidener Spinnenfaden. Der, der sie Nachts überfällt und baumeln lässt wie ein Stück rohes Fleisch. Sie würde sich darin suhlen, wenn sie könnte. Sie würde sich schmücken mit ihm, ihn tragen wie eine Trophäe. Sie, die stolze Jägerin, mit ihrem erlegten Wild. Sie hat ihn erlegt, niedergestreckt, willenlos und gefügig gemacht mit einem gezielten Schuss unter die Gürtellinie und mit ihren Augen. Ihn hinein gezogen in die Tiefe, ins Schwarz ihrer Pupillen, immer tiefer ins Zentrum der Lust. Verirr dich, mein Süsser, haben ihre Augen gewispert, verirr dich.
Sie angelt sich den Körper, reibt ihre massigen Schenkel daran, Haut auf Haut, windet sich wie ein Aal um ihn, an ihm, in ihm, kriecht in ihn hinein und um ihn herum. Ein prachtvoller Fang an ihrer Angel. Nun hängt sie selbst daran.
Schmeckt das Salz, schmeckt die Größe, schmeckt das Glück nun, abgepackt und täglich gut dosiert. Luftküsse und Gedankenhonig sind die achtsam gehüteten Schätze ihres neuen, alten Lebens.
Und sie zaubern ihr ein Lächeln.

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